Alexander Unzicker: Vom Urknall zum Durchknall

Breit angelegte Polemik gegen das Establishment in der Physik und deren Theorielastigkeit bzw. Em­pi­rie­feind­lich­keit. Das Buch ist weitgehend frei von Formeln und kann von einem interessierten Laien auch ohne tiefergehende Kenntnisse der mathematischen Grundlagen der Physik gut verstanden werden. Unzicker hebt sowohl in der physikalischen Kosmologie als auch in der Teilchenphysik die starken theoretischen Vorannahmen der sogenannten Standardmodelle heraus, zitiert ausführlich die Kritiker dieser Standardmodelle und macht sich über einzelne herausgehobene Personen des Forschungsbetriebs lustig. Seine Lieblingshassobjekte sind die Theorie der Inflation des frühen Universums und die Stringtheorie.

Für einen Außenstehenden ist das ganz witzig zu lesen, und es erhärtet den natürlichen Verdacht, dass die von zahlreichen Na­tur­wis­sen­schaft­lern angenommene Attitüde, sie seien die einzigen rechtmäßigen Verwalter der Wahrheit auf Erden, nicht viel mehr ist als die Fortsetzung des Priestertums mit anderen Mitteln.

Eine durch und durch erfrischende Lektüre von einem selbstkritischen, aber auch recht selbstbewussten Autor.

Alexander Unzicker: Vom Urknall zum Durchknall. Die absurde Jagd nach der Weltformel. Heidelberg: Springer, 2010. Pappband, 330 Seiten. 24,95 €.

5 Gedanken zu „Alexander Unzicker: Vom Urknall zum Durchknall“

  1. Hm, klingt, als könne man das Buch ganz gut als Seitenstück zu Thomas S. Kuhns „Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ lesen. Danke für den Tipp!

  2. Na, es ist zum einen viel konkreter physikalisch in der Argumentation, und es reicht zum anderen, was die Durchdringung des Prozesses von Forschung und das Verständnis der Wissenschaftstheorie angeht, bei weitem nicht an Kuhn heran. Kuhn wird zwar mal erwähnt, aber das wissenschaftstheoretische Hauptparadigma des Buches ist Popper, was für das philosophische Fundament des Buches nichts Gutes ahnen lässt. Aber dieser Teil der Darstellung bleibt kurz und oberflächlich.

  3. Ah, gut zu wissen, da hab ich Unzicker wohl etwas zuviel zugetraut. Ich werd mir das Buch aber trotzdem mal besorgen. Interessante Lektüre für nebenbei wird es allemal sein.

Schreibe einen Kommentar zu Johann Wolfgang von Goethe Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert