Narr oder Weiser

Zu den Dingen, die mit großer Wahr­schein­lich­keit wenig oder gar nicht lustig sind, gehören Witz- und Anek­do­ten­samm­lun­gen. So auch in diesem Fall. Nun ist es bei Shaw wohl so, dass er am längsten in Anekdoten erhalten bleiben wird, auch in solchen, die ursprünglich einmal über Oscar Wilde oder Mark Twain erzählt wurden. In diesem Sinne hat sich die Her­aus­ge­be­rin des Bandes, Ursula Michels-Wenz sehr um Authentizität und Quellentreue bemüht, weshalb man die ein oder andere wirklich witzige Anekdote in dem Band vergeblich suchen wird. Zum Ausgleich dafür findet sich Schamott wie dieser:

Seine Reden hielt Shaw stets sehr deutlich artikuliert, ohne seine Rhetorik durch besondere Lautstärke zu unterstützen. Einmal wurde er auf einer etwas unruhigen Versammlung gleich zu Anfang von einem Rufer unterbrochen: »Lauter!«

Und was vermutet der geneigte Leser nun, was die unglaublich schlagfertige Antwort war?

Shaw hielt inne und schlug vor: »Am besten, Sie sind alle etwas leiser – dann bin ich laut genug.«

Wie gut, dass solches Material der Nachwelt überliefert worden ist!

Narr oder Weiser. Anekdoten um Bernard Shaw. Nacherzählt von Ursula Michels-Wenz. st 3167. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2000. Broschur, 125 Seiten. Modernes Antiquariat.

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