Im Führerbunker brennt noch Licht!

Moers_BonkerOffenbar angeregt durch den Kinofilm »Der Untergang« hat Walter Moers seine eigene Version der letzten Tage Adolf Hitlers entworfen: »Der Bonker« erzählt natürlich nicht, wie es wirklich war, sondern in guter alter Moers-Tradition, wie es nicht hat sein können.

Während die beiden Vorläufer – »Adolf« (1998) und »Adolf. Teil 2« (1999) – ziemlich durchgeknallte Abenteuer des aus der Kanalisation zurückkehrenden ›Ex-Föhrers‹ erzählten, liefert »Der Bonker« nach einem kurzen Vorspiel ein Drama in drei Akten, dessen Handlung in der Hauptsache darin besteht, dass sich am Abend des 30. April 1945 zahlreiche ›Besocher im Föhrer-Bonker‹ einfinden, um Adolf zur Kapitulation zu überreden. Beinahe alle kommen inkognito: Gandhi kommt als Michael Jackson, Hermann Göring als Eva Braun, der Tenno als Tod und zu guter Letzt auch noch Mussolini als Gott verkleidet. Zwischendurch wird Adolf mehrfach von Churchill am Handy gefoppt, der zum Schluss auch noch eine ganz besondere Rolle spielen wird. Aber ich will nicht zuviel verraten.

Highlight des ›Boches‹ ist sicherlich die beigelegte DVD, auf der sich ein Musikclip befindet, in dem der ›Föhrer‹ im ›Bonker‹ ein letztes Lied anstimmt. Allein deswegen lohnt sich schon die Anschaffung. »Der Bonker« ist zurückhaltender als die beiden älteren Bände; der eine oder andere Fan mag enttäuscht sein, dass der Ton der satten Geschmacklosigkeit doch etwas abgemildert wurde. Aber auch so stellt Walter Moers einmal mehr seine Ausnahmestellung unter den deutschsprachigen Autoren unter Beweis: Mir wenigstens will kein anderer lebender deutscher Autor einfallen, der über eine derartige Bandbreite verfügt, wie sie sich zwischen der »Wilden Reise durch die Nacht« und den Zamonien-Romanen einerseits und dem »Kleinen Arschloch« und der »Adolf«-Serie andererseits aufspannt. Für Moers-Fans ein Muss, für Menschen mit einem breit angelegten Humor auf jeden Fall eine Empfehlung.

Walter Moers: Der Bonker. Piper Verlag, 2006. Fadengeheftet; 80 Seiten (unpag.) u. 1 DVD. 14,90 €.

Albert Uderzo: Gallien in Gefahr

53683317_311007696eWir alle wussten, dass Asterix eigentlich zusammen mit René Goscinny gestorben war. Natürlich haben wir Albert Uderzo weiter die Treue gehalten, und es ging ja auch so, so. »Der große Graben« (dessen fischköpfiger Intrigant in »Gallien in Gefahr« als spitzohriger Außerirdischer im Kakerlakenkostüm wieder auftritt) war nicht das, was wir erhofft hatten, aber es ging schon irgendwie, und die Unterfütterung der Fabel mit Shakespeares »Romeo und Julia« stimmte zumindest mich versöhnlich. Und dann kamen ja auch wieder bessere Zeiten: »Asterix im Morgenland« war zwar auch nur episodisch, aber es hatte Witz und einige schöne Einfälle (der gerade von Fieberträumen genesende Julius Cäsar, dem die auf einem Teppich vorüberfliegenden Gallier einen Gruß zurufen).

Und man durfte nicht ernsthaft erwarten, dass Uderzo allein das Genie Goscinnys noch einmal erfinden konnte: »Asterix auf Korsika«, »Streit um Asterix«, »Der Seher«, das sollten auch ruhig nicht noch einmal erreichbare Höhepunkte der Reihe sein und bleiben.

Doch was Uderzo und sein Verlag diesmal abgeliefert haben, spottet jeder noch so niedrig gehaltenen Erwartung. Es ist kaum mehr eine Geschichte vorhanden: Außerirdische zweier miteinander im Krieg befindlicher Fraktionen, die uns im weiteren aber gänzlich unbekannt und unverständlich bleiben, wollen zur Entscheidung ihres Kräftegleichgewichts den Zaubertrank stehlen. Es gelingt ihnen nicht. Die Römer kommen vorbei und werden verdroschen. End of story. Kein wirklicher Einfall, keine Spur von Originalität (wenn man nicht einen als geklonter Superman auftretenden Arnold Schwarzenegger dafür gelten lassen will), das Dorf und seine Gallier als reine Staffage einer Geschichte, in der gerade noch Asterix, Obelix und Miraculix irgend eine Funktion zu haben scheinen, in Wahrheit aber nur wirr von einem Bild ins nächste gehetzt werden.

Fraglos der schlechteste Asterix, der je erschienen ist. Eine große Enttäuschung und eine vertane Chance, denn dies könnte leider wirklich der letzte Band der Reihe sein.

Uderzo, Albert: Gallien in Gefahr
Asterix, Band 33
Egmont EHAPA, 2005; ISBN 3-7704-0032-1
48 Seiten – 29,40 × 22,10 cm – 10,00 Eur[D]