David Merveille: Hallo Monsieur Hulot

Merveille_HulotIch bin mir nicht sicher, wie bekannt in Deutschland Monsieur Hulot heute noch ist. In der Generation meiner Eltern gehörten Jacques Tatis Filme »Die Ferien des Monsieur Hulot« und »Mein Onkel« (der nach dem Gewinn des Sonderpreises der Jury in Cannes 1958 und des Oscars für den besten fremdsprachigen Film im Jahr 1959 immerhin als der am höchsten premierte Film aller Zeiten beworben wurde) zum allgemeinen kulturellen Unterfutter, so dass die meisten aus meiner Genration diese Filme noch kennen und schätzen gelernt haben. Wenn ich allerdings jungen Leuten von M. Hulot erzähle, ernte ich oft nicht mehr als verwunderte Blicke, dass es zu den Zeiten, als ich jung gewesen bin, überhaupt schon bunte Filme gegeben haben soll. Ich nehme an, das liegt daran, dass Tatis Filme vom Fernsehen nicht mehr wiederholt werden oder wenn, dann auf Arte oder wo.

In Frankreich scheint die Lage noch etwas günstiger zu sein, denn David Merveille legte 2010 mit Erfolg ein Bilderbuch vor, dessen ganzer Zauber sich nur dem eröffnet, der Tatis Filme und ihren Humor kennt, der in beinahe allen  Fällen übrigens ganz ohne Sprache auskommt und deshalb für ein reines Bilderbuch ideal geeignet ist. Der NordSüd Verlag hat nun eine Ausgabe für den deutschsprachigen Markt herausgebracht, die allen, die M. Hulot bereits kennen, ans Herz gelegt sei (jeder braucht mindestens zwei Exemplare: eins für sich selbst und eines zum Verschenken), und allen anderen ein Anlass sein soll, die ganz und gar wundervolle Welt Jacques Tatis zu entdecken!

David Merveille: Hallo Monsieur Hulot. Zürich: NordSüd, 2013. Bedruckter Pappband (28,5 cm × 22 cm), Fadenheftung, 50 Seiten (unpaginiert). 14,95 €.

2 Gedanken zu „David Merveille: Hallo Monsieur Hulot“

  1. Im Zeitalter der „Comedians“ ist es nicht verwunderlich, dass Tatis Humor wie aus einer anderen Zeit erscheint. Er wird allerdings auch zumeist unterschätzt und „nur“ als Komiker betrachtet. Dabei war „Playtime“ eine subtile Dystopie auf eine seelenlose Maschinenwelt. Der hintergründig-ironische und damit um so treffendere Humor verlangt allerdings eine gewisse Kultur, die wohl schon damals nur noch in Ausnahmefällen gab. Tati hatte sich mit dem Film ökonomisch vollkommen überfordert und ging Bankrott, was ihn wohl für den Rest des Lebens verbittert haben soll.

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