Nikolaus Heidelbach: Lest doch!

Es ist wieder einmal ein Bilderbuch von Nikolaus Heidelbach erschienen. Diesmal enthält es 26 Bilder von Sofas mit lesenden Tieren darauf (plus eine „Zugabe“), die auf der gegenüberliegenden Seite ein Alphabet mehr oder weniger berühmter Zitate über das Lesen bzw. Bücher begleitet. Nicht alle Zitate lauten ganz und gar so, wie man sie gewöhnlich kennt:

Kafka, Franz

»Ein Buch muss ein Spüllappen
sein für das lauwarme Wasser
in unseren Köpfen.«

Dem Zitat steht natürlich ein Sofa mit einem lesenden Käfer gegenüber.

Allen empfohlen, die den feinen Humor und präzisen Strich Heidelbachs lieben oder lieben sollten.

Nikolaus Heidelbach: Lest doch! Zürich: Gatsby bei Kampa, 2018. Bedruckter Pappband, 56 Seiten. 12.– €.

Gordon und Tapir

Meschenmoser-GordonSebastian Meschenmoser, der die ganz wundervollen Herr-Eichhorn-Bücher geschrieben und gezeichnet hat, erzählt in „Gordon und Tapir“ die Geschichte vom Pinguin Gordon, der zusammen mit Tapir in einer Wohngemeinschaft lebt. Allerdings sind die beiden nicht sehr zufrieden miteinander: So wie Gordon übertrieben ordentlich ist, ist Tapir ein Chaot und Schlamper; außerdem blockiert Tapirs Freundin, ein Flußpferd, jeden Tag stundenlang die Badewanne. So sucht sich Gordon schließlich eine eigene  Wohnung nur ein paar Straßen weiter, in der er endlich so ordentlich sein kann, wie er will. Der Freundschaft der beiden tut das keinen Abbruch, sondern im Gegenteil leben beiden fröhlich weiter und feiern wilde Partys in Tapirs Reich.

Dem Buch fehlt ein wenig der Zauber der Herr-Eichhorn-Reihe, nichtsdestoweniger ist es ein nettes Buch zum Selbstlesen und Verschenken. Schachspieler erfahren zudem, dass sich Pinguine nicht an die Fide-Regeln halten; zumindest bauen sie das Brett falsch herum auf.

Sebastian Meschenmoser: Gordon und Tapir. Stuttgart: Thienemann-Esslinger Verlag, 2014. Bedruckter Pappband, Fadenheftung, 54 unpaginierte Seiten. 14,99 €.

David Merveille: Hallo Monsieur Hulot

Merveille_HulotIch bin mir nicht sicher, wie bekannt in Deutschland Monsieur Hulot heute noch ist. In der Generation meiner Eltern gehörten Jacques Tatis Filme »Die Ferien des Monsieur Hulot« und »Mein Onkel« (der nach dem Gewinn des Sonderpreises der Jury in Cannes 1958 und des Oscars für den besten fremdsprachigen Film im Jahr 1959 immerhin als der am höchsten premierte Film aller Zeiten beworben wurde) zum allgemeinen kulturellen Unterfutter, so dass die meisten aus meiner Genration diese Filme noch kennen und schätzen gelernt haben. Wenn ich allerdings jungen Leuten von M. Hulot erzähle, ernte ich oft nicht mehr als verwunderte Blicke, dass es zu den Zeiten, als ich jung gewesen bin, überhaupt schon bunte Filme gegeben haben soll. Ich nehme an, das liegt daran, dass Tatis Filme vom Fernsehen nicht mehr wiederholt werden oder wenn, dann auf Arte oder wo.

In Frankreich scheint die Lage noch etwas günstiger zu sein, denn David Merveille legte 2010 mit Erfolg ein Bilderbuch vor, dessen ganzer Zauber sich nur dem eröffnet, der Tatis Filme und ihren Humor kennt, der in beinahe allen  Fällen übrigens ganz ohne Sprache auskommt und deshalb für ein reines Bilderbuch ideal geeignet ist. Der NordSüd Verlag hat nun eine Ausgabe für den deutschsprachigen Markt herausgebracht, die allen, die M. Hulot bereits kennen, ans Herz gelegt sei (jeder braucht mindestens zwei Exemplare: eins für sich selbst und eines zum Verschenken), und allen anderen ein Anlass sein soll, die ganz und gar wundervolle Welt Jacques Tatis zu entdecken!

David Merveille: Hallo Monsieur Hulot. Zürich: NordSüd, 2013. Bedruckter Pappband (28,5 cm × 22 cm), Fadenheftung, 50 Seiten (unpaginiert). 14,95 €.

Nikolaus Heidelbach: Wenn ich groß bin, werde ich Seehund

Ich glaube, Mama kommt nicht zurück.

978-3-407-79443-7Nikolaus Heidelbach macht die erstaunlichsten Bilderbücher. Nicht nur erzählt er Geschichten, die beglückend frei von jeglichem pädagogischen Pathos sind, er illustriert sie auch auf eine zugleich klare und phantastische Weise, die ihresgleichen sucht.

»Wenn ich groß bin, werde ich Seehund« erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, der mit seinen Eltern in einem einsamen Haus am Meer lebt. Sein Vater ist Fischer, und eines Tages macht der Junge eine unheimliche Entdeckung: Im Klappsofa (wer kennt heute noch solche Möbel?) versteckt der Vater ein Seehundsfell, was bekanntlich all jene tun, die in Wirklichkeit keine Menschen, sondern Seehunde sind, damit sie eines Tages ins Meer zurück können. Doch seine Vermutung erweist sich als nicht ganz richtig …

Ein wundervolles Buch, das ein Märchen erzählt, so wie es sie im 19. Jahrhundert noch gegeben hat.

Nikolaus Heidelbach: Wenn ich groß bin, werde ich Seehund. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2011. Bedruckter Pappband, Fadenheftung, 31 Seiten (25 × 25 cm²). 14,95 €.

Herr Eichhorn weiß den Weg zum Glück

978-3-480-22544-6 Dritter Band der Herr-Eichhorn-Bücher von Sebastian Meschenmoser, und auch diesmal sind wieder der Igel und der Bär mit von der Partie. Ganz passend zum Ende des zweiten Bandes und zur Jahreszeit erwachen die drei Helden aus dem Winterschlaf in den neuen Frühling. Und während Eichhorn und Bär sich die Bäuche vollschlagen und sich Bewegung verschaffen, war der Igel unten am Teich und – hat sich verliebt! Leider weiß er aber nicht, wie er die schöne Igelin ansprechen soll. Doch Herr Eichhorn weiß Rat, und so ziehen die beiden auf eine echte Aventiure aus, damit der Igel sich Ruhm und Ehre erwerben kann. Wie man sich denken kann, läuft dabei nicht alles so ganz glatt ab; aber ich will hier nicht zu viel verraten.

Der dritte Band ist eine schöne und würdige Fortsetzung der Herr-Eichhorn-Reihe. Alle Freunden und jenen, die es werden wollen, warm ans Herz gelegt.

Sebastian Meschenmoser: Herr Eichhorn weiß den Weg zum Glück. Esslingen: Esslinger Verlag, 2009. Bedruckter Pappband, Fadenheftung, 60 Seiten. 9,95 €.

Herr Eichhorn und der Mond

meschenmoser_mondWie versprochen, hier der Hinweis auf die erste Geschichte vom Herrn Eichhorn und seinen Freuden. Herr Eichhorn hat das Problem, dass er eines Tages vor seiner Wohnung den Mond findet, der direkt vom Himmel gefallen zu sein scheint. Herr Eichhorn macht sich große Sorgen, dass er beschuldigt werden könnte, den Mond gestohlen zu haben und versucht deshalb, ihn möglichst rasch los zu werden. Man kann sich denken, dass das nicht so einfach ist, besonders weil auch der Igel und der Bock und schließlich auch noch eine Gruppe von Mäusen in die Affäre verwickelt werden – wonach sich der Mond, offen gesprochen, in keinem guten Zustand mehr befindet. Mehr soll hier nicht verraten werden; aber das Buch wird ebenso wie Herr Eichhorn und der erste Schnee dringend zur Lektüre empfohlen.

Sebastian Meschenmoser: Herr Eichhorn und der Mond. Esslingen: Esslinger Verlag, 22007. Bedruckter Pappband, Fadenheftung, 44 Seiten. 9,95 €.

Herr Eichhorn und der erste Schnee

meschenmoser_schnee Ein Bilderbuch von Sebastian Meschenmoser, von dem es noch ein weiteres Bilderbuch über den Herrn Eichhorn gibt, das ich bei nächster Gelegenheit hier vorstellen werde.

Herr Eichhorn und der erste Schnee erzählt die Geschichte der Herren Eichhorn, Igel und Bär, die alle drei noch nie Schnee gesehen haben, weil sie zu dem Zeitpunkt immer schon im Winterschlaf liegen. Da nun aber der Bock dem Herrn Eichhorn erzählt hat, wie wundervoll der Schnee ist, nimmt der sich vor, in diesem Jahr wenigstens die erste Schneeflocke abzuwarten. Allerdings wird Herr Eichhorn schon bald vom Warten ganz furchtbar müde und muss sich zuerst in Gesellschaft des Igels und dann des Bären mit den rabiatesten Methoden wach halten. Wie die drei dann im Wald die erste Schneeflocke suchen (weiß, kalt, feucht), ganz unterschiedliche Schneeflocken finden und schließlich doch noch den ersten Schnee erleben, ist mit einem solch einfachen und klaren Humor erzählt und illustriert, dass das Buch eine helle Freude ist. Ich habe lange nicht mehr so herzlich bei einer so einfache Geschichte gelacht! Ein rundum wundervolles Buch, auch zum Verschenken.

Sebastian Meschenmoser: Herr Eichhorn und der erste Schnee. Esslingen: Esslinger Verlag, 22008. Bedruckter Pappband, Fadenheftung, 60 Seiten. 9,95 €.

Wer mag, kann sich bei libreka.de auch einen optischen Eindruck vom Buch verschaffen.

Nikolaus Heidelbach: Königin Gisela

heidelbach-gisela Nikolaus Heidelbach ist ein Meister des stillen Humors. Sein Bilderbuch »Königin Gisela« erzählt die Geschichte eines Mädchens, das mit seinem Vater allein am Meer Urlaub macht. Eigentlich kein besonderer Urlaub: Die beiden schwimmen, liegen auf einem Floß in der Sonne und essen abends im Hotel-Resaturant. Aber vor dem Einschlafen erzählt der Vater immer noch eine Episode der Geschichte von Königin Gisela: Gisela ist ein reiches Mädchen, das ohne Eltern eine Luxuskreuzfahrt um die Welt unternimmt.

Nur kam sie nicht so weit wie sie dachte, sondern viel weiter.

Gisela erleidet nämlich Schiffbruch und wird als einizge Überlebende auf einer Insel angetrieben, auf der sprechende Erdmännchen leben – eines spricht sogar Französisch. Gisela bekommt immer nur acht der Erdmännchen zugleich zu sehen und glaubt daher, es seien auch nicht mehr. Anfangs ist Gisela nur ein wenig verwöhnt und kommandiert gern herum, aber weil sie sich langweilt, macht sie die gastfreundlichen Erdmännchen langsam zu Untertanen und will sich zum Schluss gar zur Königin krönen lassen. Wie das ausgeht, wird hier natürlich nicht verraten!

»Königin Gisela« ist eine kleine politische Fabel, ohne sich zu überheben. Brillant wird das Buch durch die Illustrationen Heidelbachs, der die kurze Erzählung in seiner unnachahmlichen Manier bebildert. Allein das Doppelblatt, das die acht Erdmännchen beim »Hofdienst« zeigt, ist umwerfend.

Ein wunderbares kleines Buch, besonders auch für etwas verwöhnte junge Damen zur »moralischen Warnung« geeignet.

Nikolaus Heidelbach: Königin Gisela. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2006. Fadenheftung, 32 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. 14,90 €.

Ole Könnecke: Ein Freund, ein guter Freund

76667616_710da82853Ole Könnecke ist ein Meister der Bildergeschichte, wobei sich seine Bücher durch einen ganz eigenen, stillen Humor auszeichnen. Dabei gelingen ihm wundervoll skurrile Figuren wie etwa Lola oder Doktor Dodo oder solch literarische Zaubergeschichten wie »Fred und die Bücherkiste«. Nun ist nach »Elvis und der Mann im roten Mantel« in diesem Jahr ein weiteres Buch erschienen, in dem der Weihnachtsmann bzw., wie schon die Umschlagzeichnung verrät, gleich mehrere Weihnachtsmänner und ihre sehr unterschiedlichen Tagesabläufe im Zentrum stehen. Es soll hier gar nicht mehr verraten werden, um den Spaß der Erstlektüre nicht zu verderben. Das Buch ist ein heißer Geschenk-Tipp für beinahe alle, bei denen man nicht weiß, was man ihnen sonst schenken soll – nur eben Humor sollte die oder der Beschenkte haben!

Könnecke, Ole: Ein Freund, ein guter Freund. Eine Weihnachtsgeschichte
Sanssouci, 2005. ISBN 3-7254-1378-9
Gebunden
48 Seiten, farbige Illustrationen – 18,3 × 14,4 cm – 7,90 Eur[D]