Drohnen-Philosophie

Mr. Skimpole was as agreeable at breakfast, as he had been over-night. There was honey on the table, and it led him into a discourse about Bees. He had no objection to honey, he said (and I should think he had not, for he seemed to like it), but he protested against the overweening assumptions of Bees. He didn’t at all see why the busy Bee should be proposed as a model to him; he supposed the Bee liked to make honey, or he wouldn’t do it–nobody asked him. It was not necessary for the Bee to make such a merit of his tastes. If every confectioner went buzzing about the world, banging against everything that came in his way, and egotistically calling upon everybody to take notice that he was going to his work and must not be interrupted, the world would be quite an unsupportable place. Then, after all, it was a ridiculous position, to be smoked out of your fortune with brimstone, as soon as you had made it. You would have a very mean opinion of a Manchester man, if he spun cotton for no other purpose. He must say he thought a Drone the embodiment of a pleasanter and wiser idea. The Drone said, unaffectedly, »You will excuse me; I really cannot attend to the shop! I find myself in a world in which there is so much to see, and so short a time to see it in, that I must take the liberty of looking about me, and begging to be provided for by somebody who doesn’t want to look about him.« This appeared to Mr. Skimpole to be the Drone philosophy, and he thought it a very good philosophy–always supposing the Drone to be willing to be on good terms with the Bee: which, so far as he knew, the easy fellow always was, if the consequential creature would only let him, and not be so conceited about his honey!

Charles Dickens
Bleak House

Miniaturen (7)

Bald darauf fuhr mit Getöse, mit tönenden Pfeifen und Glocken die Feuerwehr vor, prächtig anzusehen. Es war ein neuer Wagen, rot lackiert, mit goldenen Verzierungen sowie mit einer handbetriebenen Sirene und einer Glocke, die von der Farbe golden und im Klang heiter, arrogant und stolz war. Hutlose Männer und junge Burschen klammerten sich unter erstaunlicher Missachtung der physikalischen Gesetze, wie sie Fliegen eigen ist, an die Seiten. Der Wagen war mit mechanischen Leitern ausgestattet, die auf einen Handgriff in gewaltige Höhen emporschnellten, so wie Klappzylinder, nur dass da nichts war, wohin sie schnellen konnten. Die ordentlich aufgerollten, noch jungfräulichen Rollen von Wasserschläuchen erinnerten an die Anzeigen von Telefongesellschaften in volkstümlichen Zeitschriften, nur dass da nichts war, woran man sie anschließen, und nichts, was durch sie hindurchfließen konnte. Also schwangen sich die hutlosen Männer, die ihre Ladentresen und Schreibtische im Stich gelassen hatten, vom Wagen herab, darunter auch der, der die Sirene betätigt hatte. Sie kamen heran, […] und einige von ihnen, mit Pistolen schon griffbereit in den Taschen, machten sich auf die Suche nach jemandem, den man kreuzigen konnte.

William Faulkner
Licht im August

Allen Lesern ins Stammbuch (17)

Es gab einmal eine Zeit, da intelligente Menschen die Literatur zum Denken nutzten. Diese Zeit geht nun zu Ende. […] Der vorherrschende Gebrauch, den die Feuilletons der Intelligenzblätter und die Universitätsinstitute von der Literatur machen, steht in so destruktivem Gegensatz sowohl zu den Zielen der erzählenden Literatur als auch zu dem Gewinn, den ein unbefangener Leser aus ihr ziehen kann, dass es besser wäre, wenn die Öffentlichkeit aufhörte, irgendeinen Gebrauch von der Literatur zu machen.

Philip Roth
Exit Ghost

Weiland zu Radebeul …

Wir Deutschen sind merkwürdige Leute. Nicht etwa, daß wir uns ruhig gestehen: auch wir wollen uns einmal ausruhen und leichte Bücher lesen, auch wohl ruhig einmal einen richtigen Quark – das ist kein Mann, der nicht aus vollen Kräften banal sein kann – nein, wenn wirs schon tun, dann lügen wir uns irgend ein Brimborium darum herummer. Es gibt Leute, denen dieser Karl May – mir ist der Bursche immer als Ausbund der Fadheit vorgekommen – lieb und teuer ist. Aber sie sagens nicht. Sie malen ihm eine Glorie an: ihr meint, das sei einfach ein Unterhaltungsschriftsteller für die reifere Jugend gewesen? Gott bewahre, ein Philosoph war das, ein Mann mit den allegorischsten Hintergedanken, ein schwerer, vollbärtiger, sächsischer Denker, weiland zu Radebeul, jetzt in der Unsterblichkeit.

Kurt Tucholsky
Nette Bücher

Miniaturen (6)

Die Gutsherrschaft war indessen in die Kammer getreten, wo der Braut von den Nachbarfrauen das Zeichen ihres neuen Standes, die weiße Stirnbinde, umgelegt wurde. Das junge Blut weinte sehr, teils weil es die Sitte so wollte, teils aus wahrer Beklemmung. Sie sollte einem verworrenen Haushalt vorstehen, unter den Augen eines mürrischen alten Mannes, den sie noch obendrein lieben sollte. Er stand neben ihr, durchaus nicht wie der Bräutigam des Hohen Liedes, der »in die Kammer tritt wie die Morgensonne.« – »Du hast nun genug geweint,« sagte er verdrießlich; »bedenk, du bist es nicht, die mich glücklich macht, ich mache dich glücklich!« – Sie sah demütig zu ihm auf und schien zu fühlen, daß er recht habe.

Annette von Droste-Hülshoff
Die Judenbuche

Allen Lesern ins Stammbuch (15)

Ach, Monsieur, ein Roman ist ein Spiegel, der eine Landstraße entlangspaziert. Mal spiegelt er das Blau des Himmels wider, mal den Schlamm der Drecklöcher auf der Straße. Und der Mann, der den Spiegel auf seinem Rücken trägt, wird von Ihnen der Unmoral beschuldigt! Sein Spiegel zeigt den Schlamm, und Sie beschuldigen den Spiegel! Beschuldigen Sie lieber die Landstraße mit ihren Drecklöchern oder noch besser den Beamten von der Straßenaufsicht, der zuläßt, daß das Wasser faulig wird und ein Dreckloch entsteht.

Stendhal
Rot und Schwarz

Tipp zum Fest

Wenn man an Weihnachten in der hl. Messe neunerlei Holz schneidet und es mit der Hand so vor Augen hält, daß man dadurch hinaussehen kann, so werden alle Hexen kennbar; man erkennt sie daran, sie haben alle Melkeimer auf dem Kopf, rückwärts in den Bänken stehend. Man muß sich aber gleich nach der hl. Messe aus der Kirche machen, sonst verfolgen einen die Hexen und thun einem Uebles an.

Birlinger/Buck
Sagen, Märchen und Aberglauben

Probieren Sie’s nur aus!

Miniaturen (5)

»Wie fangen wir sie?« »Mit einem neuen Schnepfengarn aus guten starken Hanfschnüren; geflochten muß es sein von einem zwanzigjährigen Jägerssohn, der noch kein Weib angesehen hat, und es muß schon dreimal der Nachttau darauf gefallen sein, ohne daß sich eine Schnepfe gefangen; der Grund aber hiervon muß dreimal eine gute Handlung sein. Ein solches Netz ist stark genug, die Hexe zu fangen.«»Nun bin ich neugierig, wo Ihr ein solches hernehmt«, sagte Spiegel, »denn ich weiß, daß Ihr keine vergeblichen Worte schwatzt!«

»Es ist auch schon gefunden, wie für uns gemacht; in einem Walde nicht weit von hier sitzt ein zwanzigjähriger Jägerssohn, welcher noch kein Weib angesehen hat; denn er ist blind geboren. Deswegen ist er auch zu Nichts zu gebrauchen als zum Garnflechten und hat vor einigen Tagen ein neues, sehr schönes Schnepfengarn zu Stande gebracht. Aber als der alte Jäger es zum ersten Male ausspannen wollte, kam ein Weib daher, welches ihn zur Sünde verlocken wollte; es war aber so häßlich, daß der alte Mann voll Schreckens davonlief und das Garn am Boden liegen ließ. Darum ist ein Tau darauf gefallen, ohne daß sich eine Schnepfe fing, und war also eine gute Handlung daran Schuld. Als er des andern Tages hinging, um das Garn abermals auszuspannen, kam eben ein Reiter daher, welcher einen schweren Mantelsack hinter sich hatte; in diesem war ein Loch, aus welchem von Zeit zu Zeit ein Goldstück auf die Erde fiel. Da ließ der Jäger das Garn abermals liegen und lief eifrig hinter dem Reiter her und sammelte die Goldstücke in seinen Hut, bis der Reiter sich umkehrte, es sah und voll Grimm seine Lanze auf ihn richtete. Da bückte der Jäger sich erschrocken, reichte ihm den Hut dar und sagte: Erlaubt, gnädiger Herr, Ihr habt hier viel Gold verloren, das ich Euch sorgfältig aufgelesen! Dies war wiederum eine gute Handlung, indem das ehrliche Finden eine der schwierigsten und besten ist; er war aber so weit von dem Schnepfengarn entfernt, daß er es die zweite Nacht im Walde liegen ließ und den nähern Weg nach Hause ging. Am dritten Tag endlich, nämlich gestern, als er eben wieder auf dem Wege war, traf er eine hübsche Gevattersfrau an, die dem Alten um den Bart zu gehen pflegte und der er schon manches Häslein geschenkt hat. Darüber vergaß er die Schnepfen gänzlich und sagte am Morgen: Ich habe den armen Schnepflein das Leben geschenkt; auch gegen Tiere muß man barmherzig sein! Und um dieser drei guten Handlungen willen fand er, daß er jetzt zu gut sei für diese Welt, und ist heute Vormittag bei Zeiten in ein Kloster gegangen. So liegt das Garn noch ungebraucht im Walde und ich darf es nur holen.«

Gottfried Keller
Spiegel, das Kätzchen