Robert Louis Stevenson: Der Pavillon in den Dünen

Dies war vielleicht das Verrückteste, was jemals von zwei Personen ausgeführt wurde, die für sich beanspruchen, bei Verstand zu sein.

Eine längere Erzählung des noch jungen Stevenson, die hauptsächlich 1879 in den USA entstanden ist und im folgenden Jahr veröffentlicht wurde. Sie markiert in gewisser Weise Stevensons Durchbruch als Autor, da sie sowohl von der Kritik als auch von Kollegen hoch gelobt wurde, obwohl Stevenson selbst sie eher für eine Handwerksarbeit hielt. Arthur Conan Doyle gefiel sie gar so gut, dass er sie auch noch viele Jahre später als die beste englische Erzählung überhaupt bezeichnete.

Erzählt wird vom Ich-Erzähler Frank Cassilis, einem etwas menschenscheuen Eigenbrötler, der in seinem dreißigsten Lebensjahr ein unstetes Wanderleben führt. Unter anderem bringt ihn seine Wanderschaft auch an einen Ort zurück, den er zuletzt vor neun Jahren besucht hat: Den Landsitz seines einzigen Studienfreundes Northmour, von dem er sich damals im Streit getrennt hatte. Bewohnt hatten beide damals ein Nebengebäude, eben den titelgebenden Pavillon in den Dünen. Kaum hat sich Cassilis in der Nähe mit seinem Zelt eingerichtet, so beobachtet er, wie eines Nachts der Pavillon für Besucher hergerichtet wird und in der Nacht darauf Northmour mit einer jungen Frau und einem älteren Herrn den Pavillon bezieht. Bald wird Cassilis in die Angelegenheiten dieser Leute verwickelt sein, sich in die junge Frau verliebt haben und sich zusammen mit seinem Rivalen um deren Gunst gegen eine Gruppe von Italienern verteidigen, die dem Vater der jungen Frau, einem betrügerischen Bankier, ans Leben wollen.

Die Erzählung ist nett gebaut, bringt zu Anfang etwas Schauerromantik ins Spiel, wird dann zur Kriminalerzählung mit aktuellem politischem Hintergrund, in die geschickt eine Liebesgeschichte eingeflochten ist. Es erstaunt nicht, dass Stevenson selbst von einem Handwerksstück (carpentry) spricht, denn die Erzählung liegt ganz in der Linie der populären Literatur der Zeit. Sie zeichnet sich aber durch eine außergewöhnlich hohe Ökonomie aus, erzählt nur das unbedingt Notwendige und erspart dem Leser so viel Geschwätz. Zugleich weiß Stevenson die Klaviatur der Spannung und der Emotion souverän zu bedienen, so dass man von einem rundherum gelungenen Kurz-Roman sprechen könnte, wenn es so etwas damals schon gegeben hätte. (Heute würden die meisten Verlage auf einem vergleichbaren Produkt gnadenlos die Kennmarke Roman absetzen.)

Die Neuübersetzung bei Mare von Lucien Deprijck ist durchweg gut; das kleinformatige Bändchen (15½ × 10 cm) mit seinem bedruckten Leineneinband sehr gefällig; einzig die Fadenheftung fehlt, um das Büchlein perfekt zu machen.

Robert Louis Stevenson: Der Pavillon in den Dünen. Aus dem Englischen von Lucien Deprijck. Hamburg: mare, 2018. Bedrucktes Leinen, Lesebändchen, 159 Seiten. 20,– €.

Robert Louis Stevenson: Der Strand von Falesá

Ich fand, Falesá war scheint’s wirklich genau der rechte Ort, und je mehr ich trank, desto leichter wurd mir das Herz.

Diese Erzählung, die 1892 zuerst als Serie in The Illustrated London News erschien und ein Jahr später zusammen mit dem in Deutschland weit bekannteren Der Flaschenkobold und Die Insel der Stimmen auch als Buch erschien, ist wahrscheinlich die realistischste Südsee-Erzählung Stevensons überhaupt: Sie spielt um 1870 auf der fiktiven Südsee-Insel Falesá – vielleicht auch nur an dem fiktiven Ort Falesá auf Samoa – und wird erzählt von dem wenig er­folg­rei­chen britischen Händler John Wiltshire, der dort den verlassenen Posten einer Handelsgesellschaft übernimmt. Empfangen wird er von dem bereits anwesenden Händler Case, der für eine Weile sein einziger An­sprech­part­ner ist, da Case Englisch, Wiltshire aber nicht die lokale Sprache der Eingeborenen spricht.

Das erste, was Case für Wiltshire noch am Tag seiner Ankunft organisiert, ist eine Schein-Hochzeit mit der lokalen Schönheit Uma. Gleich am nächsten Tag bemerkt der Erzähler aber, dass irgend etwas nicht ganz in Ordnung zu sein scheint, denn nahezu den ganzen Tag über wird sein Haus von Schaulustigen umlagert, ohne dass klar würde, warum. Allerdings stellt der Erzähler bald fest, dass das nicht die einzige Schwierigkeit darstellt: Obwohl er mit attraktiven, frischen Waren angekommen ist, besucht niemand seinen Laden. Case zieht vorgeblich Erkundigungen ein, kann aber auch nichts bestimmtes sagen; schließlich führt ein Treffen mit fünf lokalen Häuptlingen zu der Einsicht, dass Uma, selbst eine Fremde auf der Insel, das Problem darstellt: Sie wird von den Inselbewohnern gemieden, seit einer der Häuptlinge bei ihr nicht so zum Zuge gekommen ist, wie er sich das wohl vorgestellt hatte.

Nun wäre es für Wiltshire leicht, Uma einfach aus dem Haus zu werfen, da ihr Trauschein nur ein wertloser Zettel ist. Leider hat sich Wiltshire aber in Uma verliebt, so dass er trotzig versucht, die Situation auf anderem Weg zu bereinigen. Auch ihm wird klar, dass Case, der selbst einmal um Uma geworben hat, ihn absichtlich in diese Lage manövriert hat, um ihn als Konkurrenten rasch und einfach wieder loszuwerden. Bestätigt wird Case als der Bösewicht durch einen von Zeit zu Zeit die Insel besuchenden Missionar, der dann auch zwischen Uma und Wiltshire eine ordentliche Ehe stiftet.

Case hat den lokalen Kopra-Handel monopolisiert und nutzt den Geisterglauben der Eingeborenen aus, um seine Machtposition auf der Insel zu sichern. Dafür hat er einen Teil der Insel zu einer Art Geister- oder Teufels-Refugium ausgebaut, das die Eingeborenen nur unter seiner Begleitung zu betreten wagen. Wiltshire erkundet diesen Teil der Insel und findet auch Wiltshires Teufels-Tempel, den er zu sprengen beschließt. Die nächtliche Expedition zum Tempel, die Sprengung und der anschließende Kampf mit Case bilden den abenteuerlichen Abschluss der Erzählung.

Der Strand von Falesá ist konsequent aus der Sicht eines Briten der Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben: voller Vorurteile, Rassismen und religiöser Gegensätze. Wiltshire hält die Eingeborenen für Untermenschen und der auf Falesá lebende Schwarze ist auch nur insoweit ein Mitglied der Oberschicht, als er gesellschaftlich noch über den Ureinwohnern steht. Natürlich ist es die Aufgabe der Briten, den Inselbewohnern Religion und Zivilisation zu bringen, die Ausbreitung des Katholizismus zu vermeiden und sie möglichst effizient auszubeuten. Sie haben die Kopra herzustellen und bei den Händlern gegen europäische Waren einzutauchen; den doppelten Gewinn streicht selbstverständlich der Brite ein, so wie es von Gott eingerichtet und gewollt ist. Nur aufgrund eines Eides, den ihm der Missionar abnimmt, ist Wiltshire gezwungen, die Inselbewohner nicht geschäftlich zu übervorteilen, weshalb er auch froh ist, die Insel bald wieder verlassen zu haben, um die ihm zustehenden gewöhnlichen Margen zu kassieren. Aber auch die Ureinwohner sind keine frommen Wilden, sondern pflegen ihre eigenen, sehr klaren Vorstellungen davon, was von Weißen zu halten ist und wie man mit ihnen umzugehen hat.

Stevenson vermeidet in dieser Erzählung, auch nur einen einzigen Mythos der Südsee zu bestätigen. Weder seine Weißen noch seine Insulaner sind gute Menschen, wie sie ein zeitgenössischer Leser in einer ordentlichen Erzählung erwarten durfte. Einziger Lichtblick ist die Treue Wiltshires Uma gegenüber, aber selbst als Ich-Erzähler, der jede Gelegenheit hat, sich in ein gutes Licht zu rücken, kann Wiltshire letztendlich nur als Mörder und Ausbeuter angesehen werden, als Schein-Christ, der seinen Unterhalt aus der Übervorteilung der Inselbewohner bezieht. Auch in der Südsee war die Welt nicht mehr in Ordnung, wenn sie es denn je gewesen sein sollte.

Friedhelm Rathjen liefert mit dieser Übersetzung in bewährter Manier im eigenen Verlag die Ergänzung zu den beiden oben genannten Erzählungen des Sammelbandes Island Nights’ Entertainment. Wer Rathjen als Übersetzer kennt und schätzt, weiß, was ihn erwartet; wer ihn nicht kennt, hat hier die Gelegenheit ihn mit einem der besten Texte Stevensons kennenzulernen!

Robert Louis Stevenson: Der Strand von Falesá. Übersetzt von Friedhelm Rathjen. Südwesthörn: Edition ReJoyce, 2017. Auf 99 Exemplare limitierte, nummerierte und vom Übersetzer signierte Auflage. Bedruckter Pappband, 112 Seiten. 25,– €. Bestellung direkt an: rejoyce@gmx.de

Robert Louis Stevenson: Der befremdliche Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Es handelt sich hier um eine jener Angelegenheiten, die sich durch Reden nicht reparieren lassen.
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Die 1886 erschienene Erzählung von Dr. Jekyll und Mr. Hyde dürfte eines der erfolgreichsten Bücher Stevensons zu seinen Lebzeiten gewesen sein. Sie ist sowohl formal als auch inhaltlich der Romantik verpflichtet, und ihr simpler Dualismus von Gut und Böse dürfte in Verbindung mit der pseu­do­wis­sen­schaft­lichen Grundierung wesentlich zu ihrem Erfolg beigetragen haben.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines distanzierten Beobachters, der Advokaten Utterson, der mit Dr. Henry Jekyll seit langem befreundet ist. Dr. Jekyll ist Mediziner und ein vorbildlicher Bürger Londons, der allerdings phasenweise zur Absonderung von seinen Freunden neigt. Er bewohnt ein großes Haus, das früher einem Anatom gehört hat; Jekyll gehört als Chemiker der wissenschaftlich nächsten Generation von Medizinern an; er hat den Seziersaal seines Vorgängers in ein Laboratorium verwandelt. Hier findet er eher zufällig eine Droge, die die böse Seite seiner Persönlichkeit an die Oberfläche bringt; im Zuge dieser Verwandlung stellt sich auch eine massive körperliche Veränderung ein: der hochgewachsene Dr. Jekyll wird zu dem kleingeratenen, häßlichen und von seinen Mitmenschen als verwachsen empfundenen Edward Hyde. Die Verwandlung lässt sich bequemerweise mit einer weiteren Gabe derselben Droge wieder rückgängig machen.

Von all dem erfährt der Leser aber nur Stück für Stück: Zuerst steht die merkwürdige Verbindung zwischen dem hoch angesehenen Dr. Jekyll und dem etwas merkwürdigen, moralisch fragwürdigen Mr. Hyde im Zentrum, den Jekyll in seinem Testament zu seinem Universalerben eingesetzt hat, selbst für den Fall, dass er nur für mehr als drei Monate verschwunden sein sollte. Die Lage spitzt sich zu, als Hyde einen Mord begeht, für den es einen Zeugen gibt und der ihn zwingt, anscheinend aus London zu verschwinden. Mit dem Verschwinden Hydes kehrt Jekyll für eine Weile zu seinen alten, geselligen Gepflogenheiten zurück, doch dann stellen sich plötzlich die alten Verhältnisse wieder ein.

Zur Krise kommt die Erzählung, als Utterson vom Hausdiener Jekylls aufgesucht wird, der über die seltsamsten Zustände im Haus seines Herrn berichtet: Der Doktor verlasse seinen Raum über dem Laboratorium kaum noch, keiner seiner Bediensteten habe ihn seit Tagen gesehen, der Butler vermutet sogar, dass es gar nicht Jekyll ist, der im Haus lebt. Eine Inspektion des Hauses führt auch Utterson zu der Überzeugung, dass es Hyde sein muss, der dort lebt. Als man sich schließlich entschließt, die Tür zu dem Wohnraum aufzubrechen, findet man dort Hyde vor, der sich mit Blausäure das Leben genommen hat. Aus einem von Jekyll hinterlassenen Dokument erfährt Utterson – und mit ihm der Leser – nun alles über den befremdlichen Fall: dass sich Jekyll immer häufiger spontan in Hyde verwandelt habe; dass diese böse Seite sich nur unter Maßgabe der Droge für immer kürzere Zeit habe unterdrücken lassen; dass die Droge zur Neige gegangen und in ihrer besonderen Zusammensetzung nicht wieder zu beschaffen gewesen und so Hyde letztlich zum stabilen Zustand der Persönlichkeit Jekylls geworden sei.

Das Hübsche an dieser im Grunde sehr einfach gestrickten Fabel ist, dass sie sich widerstandslos zahlreichen interpretatorischen Zugriffen öffnet: Man kann sie lesen als eine Allegorie auf die dualistische Natur des Menschen, als eine Variation auf die Geschichte von Kain und Abel, als Vorgriff auf die psychoanalytischen Konzepte von Über-Ich und Unbewusstem, als Geschichte eines dem Wahnsinns verfallenden Wissenschaftlers und zweifellos noch auf diverse andere Weisen. So schlicht die Erzählung ist, sie bildet einen eleganten Fokus für zahlreiche Themen der Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts, und sie funktioniert darüber hinaus auch noch als Horrorerzählung.

Die hier vorgestellte Ausgabe der Erzählung in der Übersetzung Friedhelm Rathjens ergänzt den bereits früher hier angezeigten Band „Stimmen“ im Selbstverlag des Übersetzers. Die Übersetzungen aus diesen beiden Büchern sind 1998 erstmals bei Haffmans erschienen und bildeten damals zusammen mit Rathjens Übersetzung der „Schatzinsel“ und einem dritten Band eine kleine Werkauswahl Stevensons. Mit „Der befremdliche Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ liegen nun erfreulicherweise alle diese Übersetzungen Rathjens wieder vor. Die Ausgabe ist auf 99 nummerierte und signierte Exemplare limitiert. Bestellungen erfolgen am besten per E-Mail direkt beim Verlag.

Robert Louis Stevenson: Der befremdliche Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Übersetzt von Friedhelm Rathjen. Südwesthörn: Ǝdition RejoycE, 2016. Bedruckter Pappband, 106 Seiten. 25,– €.

Ein Hinweis: Rathjens „Schatzinsel“

Stevenson-Schatzinsel-RathjDie von mir zuletzt wieder einmal im Gegensatz zu Andreas Nohls flachgehobelter Übetragung von Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“ gelobte Übersetzung Friedhelms Rathjens, einst beim Haffmans Verlag erschienen, ist derzeit in einer kleinen Auflage von nur 99 nummerierten, vom Übersetzer signierten Exemplaren lieferbar. Ergänzt wird die „Schatzinsel“ – bei Rathjen ohne bestimmten Artikel im Titel! – von Stevensons Essay „Mein erstes Buch“.

Allen Liebhabern von Stevenson und/oder Rathjens immer originellen und sorgfältigen Übersetzungen sei angesichts der kleinen, exklusiven Auflage geraten, rasch zuzugreifen.

Robert Louis Stevenson: Schatzinsel. Übersetzt von Friedhelm Rathjen. Südwesthörn: Ǝdition RejoycE, 2014. Bedruckter Pappband, 319 Seiten. 50,– €. Bestellung per E-Mail direkt beim Verlag.

Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel

Als jüngsten Band in seiner ebenso schönen wie verdienstvollen Reihe von Neuübersetzungen literarischer Klassiker legt der Hanser Verlag mit „Die Schatzinsel“ nach „St. Ives“ einen weiteren Stevenson-Band vor. „Die Schatzinsel“ ist völlig zu Recht Stevensons bekanntester Roman; er war nicht nur ein Bestseller seiner Zeit, sondern hat auch auf unzählige Nachfolger sowohl im Detail als auch der erzählerischen Form nach massiven Einfluss gehabt. Seine Fabel ist exzellent konstruiert und kompakt und ökonomisch erzählt, seine Figuren prägnant und klar motiviert, ohne einem zu simplem Gut-Böse-Schema zu gehorchen, seine Sprache eingängig, ohne simpel oder klischeehaft zu wirken. All dies hat das Buch zu einem der Muster der Abenteuererzählung werden lassen. So wäre es etwa kein kleiner Spaß, einmal alle direkten und indirekten Anspielungen auf die „Schatzinsel“ in Disneys „Pirates of the Caribbean“-Filmen aufzuspüren.

Es ist daher kein Wunder, dass die Neuübersetzung von Andreas Nohl die Fortsetzung einer langen Reihe darstellt, selbst wenn man von allen Ausgaben für die heranwachsende Jugend absieht, die ohne besondere literarische Ansprüche die Handlung paraphrasieren. Erzählt wird, wie bekannt sein dürfte, die Geschichte vom jungen Jim Hawkins, Sohn eines verstorbenen Gastwirts, der aus dem Nachlass eines merkwürdigen, seemännischen Gastes im elterlichen Gasthaus in den Besitz einer Schatzkarte gelangt, auf der das Versteck des Schatzes des berüchtigten Piraten Flint eingetragen ist. Jim findet im Doktor des Dorfes und einem benachbarten Gutsverwalter zwei Unterstützer bei der Suche nach Flints Schatz, die ein Schiff ausrüsten und sich zusammen mit ihm auf den Weg zur Schatzinsel machen. Wie sich herausstellt, besteht ein bedeutender Teil der Besatzung des Schiffes aus Flints alter Mannschaft, die dem eigentlichen Bösewicht des Buches, dem Schiffskoch Long John Silver gehorchen und eine Meuterei inszenieren, sobald man auf der Schatzinsel angekommen ist. Mehr muss von den Abenteuern Jims nicht nacherzählt werden, denn dass es gut ausgeht und die Richtigen am Ende mit dem Schatz nach Hause fahren, versteht sich von selbst.

Um die Neuübersetzung sollte man eigentlich auch nicht viele Worte machen müssen, da es völlig normal ist, dass ein so populärer Text mit schöner Regelmäßigkeit neu übersetzt wird. Nohl selbst betont einmal mehr, seine Übersetzung suche die „größtmögliche Nähe zum Original bei gleichzeitig größtmöglicher Lesbarkeit“. Die Auffassung, dass es Aufgabe des Übersetzers sei, die größtmögliche Lesbarkeit des Textes zu erzeugen, anstatt dem zielsprachlichen Leser einen möglichst genauen Eindruck vom ausgangssprachlichen Text zu vermitteln, hatte mir bereits das Vergnügen an seiner „Tom Sawyer & Huckleberry Finn“-Übersetzung verdorben. Was Lesbarkeit in diesem Zusammenhang überhaupt anderes bedeuten soll als die Vorstellung eines Verlegers von der rezeptiven Dummheit seiner Kunden, bleibt denn auch diesmal unklar. Im Falle der „Schatzinsel“ ist dies nicht ganz so dramatisch, da das englische Original in weiten Teilen schon recht lesbar ist. Dennoch macht sich Nohl Sorgen um „ausgefallene“ nautische Fachausdrücke, die er versucht, in „leichter verständliche“ zu übersetzen. Ob der Reiz der Verwendung ausgefallener Ausdrücke nicht gerade darin liegen könnte, die Fremdheit der Welt an Bord eines Segelschiffs des 18. Jahrhunderts zu erhöhen, wird – zumindest im Nachwort – nicht reflektiert.

Dass Nohl die grammatikalisch oft falsche und stark mit Dialektausdrücken und Verschleifungen durchsetzte Sprache Long John Silvers im Namen der Lesbarkeit verflachen und verharmlosen würde, war nicht anders zu erwarten. Dabei ist er für die sprachliche Ausdifferenzierung des Originals durchaus nicht unempfänglich, wie sich an dem fein gemachten Tonwechsel in den wenigen Kapiteln zeigt, in denen nicht Jim Hawkins, sondern der Doktor als Erzähler fungiert.

Doch bleibt es wenigstens für mich fraglich, ob es bei der Übersetzung eines Romans aus dem 19. Jahrhundert, der zudem noch im 18. Jahrhundert spielt, wirklich glücklich ist, „cooling drinks“ mit dem Wort „Erfrischungsgetränke“ zu übersetzen; oder warum Billy Bones, der im Original den ihn behandelnden Doktor einen „fool“ (Narren) nennt, seine ehemaligen Schiffskameraden aber als „lubbers“ (Trottel) bezeichnet, in Nohls Übersetzung für beide Wörter den Ausdruck „Dösbaddel“ benutzen muss. Ob „gentleman of fortune“, für das es das schöne deutsche Wort „Glücksritter“ gibt, besser mit „Hasardeur“ übersetzt ist, mag noch immerhin Geschmackssache sein. Auch gestehe ich gern zu, dass sich der berühmte Fluch Long John Silvers „shiver my timbers“ nicht recht eindeutschen lässt, aber wenn es denn schon „hau mich der Lukas“ heißen soll – was meiner gänzlich unmaßgeblichen Meinung nach an und für sich schon ganz und gar schrecklich ist –, dann muss es eben auch so heißen und nicht mal so und mal „zum Donnerwetter“ (S. 218) und mal „Donnerkiel“ (S. 254), was nebenbei an anderer Stelle (S. 276) die Übersetzung von „by thunder“ ist. Von Schlampereien des Lektorats wie den missratenen Gradangaben auf Seite 59 und der Erwähnung einer „westlichen Breite“ in der dazugehörigen Fußnote will ich ganz absehen; sicherlich hätte man solche ausgefallenen nautischen Angaben am liebsten ganz aus dem Text fortgelassen.

Leser, denen solche literarischen Feinheiten gleichgültig sind, bekommen – wie immer bei Hanser – ein sehr schön ausgestattetes Buch mit einer weitgehend akzeptablen, modernen und lesbaren Übersetzung. Wir anderen gehen ins Antiquariat oder hoffen darauf, dass sich doch wieder einmal ein Verleger besinnt, die Übersetzung Friedhelm Rathjens (Haffmans, 1997) zum Druck zu befördern.

Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel. Aus dem Englischen von Andreas Nohl. München: Hanser, 2013. Leinen, Fadenheftung, bedrucktes Vorsatzpapier, Lesebändchen, 383 Seiten. 27,90 €.

Robert Louis Stevenson: Der Master von Ballantrae

Der Mann war in Schlaf gefallen, und träumte einen Traum, und jedes unsanfte Wecken musste sich unweigerlich als tödlich erweisen.

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Beim Einstellen meiner letzten Stevenson-Lektüre ins Bücherregal fiel mir dieser immer noch ungelesene Roman in die Hände, der im Jahr 2010 in einer Neuübersetzung bei mare erschienen ist. Er dürfte heute in Deutschland zu den unbekannteren Werken Stevensons zu zählen, obwohl es seit Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Übersetzungen des Textes geben hat.

Erzählt wird die Geschichte zweier Brüder aus altem schottischem Hochadel: James, der als der ältere und erbberechtigte den Titel des Masters von Ballantrae trägt und Henry. Die Handlung umfasst knapp 20 Jahre und beginnt im Jahre 1745, als Charles Edward Stuart versucht, sich gewaltsam des englischen Throns zu bemächtigen. Die Familie des Lords von Durrisdeer und Ballantrae entschließt sich, auf etwas merkwürdige Weise die Neutralität zu wahren, indem einer der beiden Brüder zur Unterstützung des Eroberers auszieht, während der andere brav und königstreu daheim bleibt. Nun fiele die Rolle des Rebellen eigentlich dem jüngeren Bruder Henry zu, um die natürliche Erbfolge nicht zu gefährden, doch besteht der Master so lange auf einer Vertauschung der Rollen, bis man ihm nachgibt und das Los entscheiden lässt.

Über den in den Krieg ziehenden Master treffen bald schlechte Nachrichten in der Heimat ein: Zuerst gibt es üble Nachreden, dass er sich als Schotte zu sehr um die Gunst der die Armee Prince Charlies anführenden Iren bemüht, und schließlich heißt es von ihm, er sei in der Schlacht von Culloden gefallen. Aufgrund dessen rückt Henry in der Erbfolge auf, übernimmt die Verwaltung des Gutes und des Vermögens und heiratet die eigentlich für seinen Bruder gedachte reiche Erbin. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Statt ordentlich im Reich der Toten zu verbleiben, meldet sich der nach Frankreich geflohenen Master alsbald wieder, um erhebliche Geldforderungen zu stellen. Der jüngere Bruder kommt diesen Forderungen nach, ohne seinen Vater oder seine Frau davon in Kenntnis zu setzen, obwohl dies eine erhebliche Belastung für das Vermögen der Familie darstellt. Als ihm die immer erneuten Forderungen dann doch zu viel werden und er seinem Bruder einen abschlägigen Bescheid erteilt, taucht dieser natürlich postwendend persönlich auf, um Vater und Schwägerin zu umgarnen und sich selbst in den Besitz des Vermögens zu versetzen. Die Konfrontation der beiden Brüder endet in einem Duell, in dem der Master von Ballantrae scheinbar tödlich verletzt wird.

Aber auch dieser Tod erweist sich als nicht dauerhaft: Nach einer in Indien und Nordamerika verbrachten Zeit kehrt der verlorene Sohn ein weiteres Mal in die Heimat zurück, was seinen jüngeren Bruder diesmal zur Flucht veranlasst: Er reist mit Frau und Sohn (der alte Lord ist inzwischen verstorben) nach New York ab, wohin ihm sein Bruder nach nur wenigen Monaten folgt. Im wilden Norden des Kontinents kommt es schließlich zum Showdown der Geschichte, der hier natürlich nicht verraten werden soll.

Das Besondere des Romans ist allerdings nicht auf der Ebene der Fabel zu finden, sondern besteht in der für einen solchen Abenteuerplot eher ungewöhnlichen Erzählposition: Als Erzähler fungiert nämlich ein Bediensteter Lord Henrys, der Gutsverwalter Ephraim Mackellar, der nicht nur als moralischer und sittlicher Anker der Erzählung fungiert, sondern auch selbst eine nicht unbeträchtliche Entwicklung durchläuft. Diese Erzählerfigur erlaubt es Stevenson, beide Brüder auf ihre jeweils eigene Weise verrückt werden zu lassen: James, indem er zum absoluten Egoisten wird, dem alles zum eigennützigen Kalkül gerät, und Henry, indem er über der jahrzehntelangen Feindschaft zu seinem Bruder langsam aber sicher paranoid wird. Mackellar selbst, der sich immer erneut bemüht, seine Treue und Verbundenheit mit seinem Herrn herauszustellen, wird mit der Zeit nicht nur von James in den Bann geschlagen, er wird an einer Stelle sogar bis zu dem Punkt gebracht, einen Mordversuch an James zu unternehmen, der mit Mackellars sonstigen Selbstverständnis kaum in Einklang zu bringen ist.

Angesichts dieser subtilen Erzählposition ist die von Stevenson später ergänzte, recht konventionelle Herausgeberfiktion, die dem Autor das Manuskript Mackellars hundert Jahre nach der Niederschrift in die Hand spielt, kaum der Rede wert. Der Roman ist ein erzählerisch brillantes Kabinettstück, das einmal mehr unter Beweis stellt, dass Stevenson deutlich mehr war als ein Unterhaltungsschriftsteller.

Robert Louis Stevenson: Der Master von Ballantrae. Eine Wintergeschichte. Aus dem Englischen übersetzt von Melanie Walz. Hamburg: mare, 32011. Bedruckter Leinenband in bedrucktem Schuber, Lesebändchen, 352 Seiten. 29,90 €. (Die sehr gute Übersetzung liegt inzwischen auch bei dtv im Taschenbuch vor.)

Robert Louis Stevenson: Stimmen

Die gordischen Knoten des Lebens lassen sich nicht durchhauen; ein jeder will lächelnden Angesichts entschnürt sein.

Stevenson_StimmenDer Autor, Übersetzer und Verleger Friedhelm Rathjen hat in der von ihm selbst verlegten Edition ReJoyce vier seiner kleineren Stevenson-Übersetzungen, die einst für den Haffmans Verlag – Gott hab ihn selig – erstellt wurden, in einer limitierten Kleinauflage von 99 nummerierten und vom Übersetzer signierten Exemplaren neu gedruckt. Es handelt sich um:

Die verdrehte Janet (1881) – die Geschichte eines jungen, intellektuellen Pastors, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts in einer schottischen Gemeinde das Amt des Seelsorgers übernimmt und als Haushälterin die übel beleumundete Janet einstellt, die sich schließlich als vom Teufel besessen erweist. Das alles wird 50 Jahre nach den Ereignissen von einem Augenzeugen im breitesten schottischen Lowland-Dialekt erzählt, den Rathjen erstmals ins Deutsche transportiert.

Der Flaschenkobold (1891) ist eine der bekannteren Südsee-Erzählungen Stevensons, vielleicht auch aufgrund der Tatsache, dass sie wenigstens eine Zeitlang im Curriculum deutscher Schulen zu finden war. Sie stellt jedenfalls meine erste Begegnung mit Stevenson dar, wobei ich beim jetzigen Wiederlesen bemerkt habe, dass ich die hawaiianische Einkleidung der Geschichte komplett vergessen hatte, mich dafür aber ein ein viel dramatischeres Ende der Geschichte erinnere, bei dem ein Schiff explodiert – wahrscheinlich eine die Lektüre überlagernde Erinnerung an eine Verfilmung des Stoffs, die ich aber auch nicht mehr identifizieren kann. Hübsch ist, dass es sich beim »Flaschenkobold« um ein Plagiat eines Plagiats handelt, nämlich um die kreative Bearbeitung eines englischen Theaterstücks vom Anfang des 19. Jahrhunderts, das wiederum ein österreichisches Theaterstück plagiiert, das eine Dramatisierung von Friedrich de la Motte Fouqués »Das Galgenmännlein« (1810) darstellt.

Erzählt wird die Geschichte des Matrosen Keawe, der in den Besitz einer Flasche kommt, die von einem Kobold bewohnt wird. Wer die Flasche besitzt, dem werden vom Flaschengeist alle seine Wünsche erfüllt, doch hat die Sache natürlich einen Haken: Wer im Besitzt der Flasche stirbt, fährt direkt zur Hölle, und loswerden kann man die Flasche nur zu einem niedrigeren Preis, als man sie selbst erworben hat. Keawe nutzt die Flasche klug und mit Maßen, verkauft sie auch bald an einen Bekannten und könnte daher glücklich und zufrieden sein Leben verbringen, doch als er die Liebe seines Lebens gefunden hat, muss er feststellen, dass er am Aussatz erkrankt ist. Er jagt also der Flasche nach, bringt sie ein weiteres Mal in seinen Besitz, nun aber schon zu einem so niedrigen Preis, dass er Gefahr läuft, dass sie bei ihm hängen bleiben wird. Doch seine kluge Frau weiß Rat und so machen sie die beiden auf den Weg ins französische Tahiti, wo es Münzen mit noch geringerem Wert als einen Cent gibt. Wie das ganze ausgeht, soll mit Rücksicht auf jene, die die Geschichte noch nicht kennen, nicht verraten werden.

Die Insel der Stimmen (1893) erzählt die Geschichte Keolas, eines etwas faulen Gesellen, der die Tochter eines Zauberers heiratet. Eines Tages wird er von seinem Schwiegervater in das Geheimnis eingeweiht, woher dieser zu seinem Reichtum kommt: Er versetzt sich durch Zauberei auf eine andere Insel, an deren Strand er Muscheln einsammelt, die sich bei seiner Rückkehr in blanke Dollars verwandeln. Leider wird Keola, nachdem er dies erfahren hat, noch fauler und ein wenig habgierig und versucht, seinen Schwiegervater zu erpressen, woraufhin ihn dieser zu einer Bootsfahrt einlädt und ins Meer wirft. Wie durch ein Wunder wird Keola aber von einem Schiff aufgefischt und landet nach einer langen Reise genau auf jene Insel, an deren Strand sein Schwiegervater sein Geld schöpft. Auch hier will ich das Ende verheimlichen.

Eine Weihnachtspredigt (1888) schließlich ist ein moralisierender Erguss über die Notwendigkeit von Demut und Zurückhaltung des Christenmenschen bei der Be- beziehungsweise Verurteilung anderer ob ihrer Sünden. Wahrscheinlich ist der Text für heutige Leser ausschließlich des stilistischen Kontrastes wegen interessant, um zu sehen, dass Stevenson auch diesen Ton beherrschte.

Ein hübsches, exklusives Bändchen, das allen Stevenson-Freunden ans Herz gelegt sei. Es bleibt zu hoffen, dass auch Rathjens »Schatzinsel«-Übersetzung in nächster Zeit wieder einen Verleger findet – bei mare würde sie doch eigentlich ganz gut ins Programm passen, oder?

Robert Louis Stevenson: Stimmen. Drei höllische Geschichten und eine himmlische Plauderei. Übersetzt von Friedhelm Rathjen. Südwesthörn: Edition ReJoyce, 2013. Auf 99 Exemplare limitierte, nummerierte und vom Übersetzer signierte Auflage. Bedruckter Pappband, 111 Seiten. 25,– €. Bestellung direkt an: rejoyce@gmx.de

Robert Louis Stevenson: St. Ives

Einer der letzten Romane Stevensons, den er nicht hat zu Ende schreiben können. Wie unentdeckt Stevenson insgesamt im deutschen Sprachraum noch ist, zeigt sich auch daran, dass der Verlag weitgehend ungestraft behaupten darf, es handele sich hier um eine deutsche Erstausgabe des Textes. Das trifft nur in einem sehr speziellen Sinne zu: Für den Erstdruck 1896/1897 aus dem Nachlass heraus versuchte man den Roman für den normalen Leser zu retten, indem man die letzten sechs Kapitel von einem anderen Autor, A. T. Quiller-Couch, ergänzen ließ, um der Handlung einen Abschluss zu geben. Dabei handelt es sich immerhin um gute 20 % des Textes. In der Tat handelt es sich allein bei diesem nicht von Stevenson stammenden Nachklapp um eine deutsche Erstausgabe; den Text Stevensons hatte bereits Curt Thesing Anfang der 30er Jahre übersetzt. Ich habe auf die Lektüre des Nachklapps gänzlich verzichtet, da ohnehin klar ist, was geschehen wird, und die zusammengeklapperte Handlung durch eine Verlängerung sicherlich nicht besser wird.

Das Buch erzählt die Abenteuer eines französischen Adeligen, der zur Zeit der Napoleonischen Kriege in Edinburgh auf der Festung inhaftiert ist. Er verliebt sich, wie es sein muss, in eine mitleidige junge Schottin, kann fliehen, sucht seinen in England im Exil lebenden Onkel auf, der ihm sein Vermögen vermachen will, gerät darüber in Streit mit seinem als Doppelspion arbeitenden Cousin, geht unter Gefahr für Leib und Leben zurück nach Edinburgh, wo er, kurz bevor der Text abbricht, knapp einer Verhaftung entgeht. Dass es am Ende alles gut ausgehen, der etwas eitle und leichtlebige Protagonist sich zum Besseren bekehren und sein Mädchen bekommen wird, ist daher so klar, wie die sprichwörtliche Kloßbrühe.

Stevenson, der damals schon schwer krank war, hat diesen Roman diktiert und wohl nicht mehr abschließend redigieren können, was besonders im ersten Teil einige Verwerfungen erzeugt hat. Ansonsten hangelt sich die Handlung sehr konventionell von Abenteuer zu Abenteuer, und es ist mehr als verständlich, dass sich bis dato niemand entschließen konnte, an diesen Text die Mühe einer erneuten Übersetzung zu wenden. Dass es nun gerade Andreas Nohl ist, der uns zuletzt mit einem glatt gehobelten »Huckleberry Finn« beglückt hat und nun versucht, dieses etwa dünne Fähnchen in den Rang eines bedeutenden Spätwerks zu heben, passt zumindest in mein Bild.

Gesamturteil: Eher enttäuschend. Hervorgehoben werden muss allerdings einmal mehr die exzellente Buchausstattung des Hanser Verlages: ein flexibler Leinenband, Dünndruckpapier mit Fadenheftung, ein passendes Lesebändchen! So sollten alle Bücher aussehen! Wenn nur der Inhalt etwas besser wäre …

Robert Louis Stevenson: St. Ives. Aus dem Englischen von Andreas Nohl. München: Hanser, 2011. Leinen, Lesebändchen, 520 Seiten Dünndruckpapier. 27,90 €.

Alex Capus: Reisen im Licht der Sterne

44685324_7c3f526210Ein merkwürdig unausgeglichener Text, der den Eindruck macht, der Autor wisse eigentlich nicht genau, wovon er erzählen will. Natürlich hängen alle Stränge irgendwie miteinander zusammen, aber ob ich in einem Buch über Stevenson und seine Schatzinsel, das zudem die These vertreten möchte, dessen Schatzinsel habe bei Samoa gelegen, dann aber diese These wie viele andere lieber doch nicht vertreten mag, die Geschichte des aus »Remscheid bei Solingen« stammenden Gouverneurs von Cocos Island lesen möchte, scheint mir höchst zweifelhaft. Aber: Der Autor hat es gewußt, also ist es auch ins Buch hinein gekommen. Darüber hinaus ist das Buch sprachlich unausgewogen; einige Kapitel kommen sehr holprig daher.

Capus, Alex: Reisen im Licht der Sterne. Eine Vermutung
Knaus, 2005; ISBN 3-8135-0251-1
Gebunden
240 Seiten – 20,0 × 12,5 cm – 18,00 Eur[D]